Gerade noch „Nie mehr Schule“ von Falco im Ohr gehabt und jetzt stehe ich schon wieder vor der Schule, der Berufsschule für Holz, Klang, Farbe und Lack.
Als ich das Gebäude betreten habe, dachte ich, dass ich nur mit vier anderen in einer Klasse sein werde, jedoch stellte es sich heraus, dass wir eine Klasse von 10 sehr bunt gemischten SchülerInnen sind. Je höher ich das Gebäude hinauf kam, desto stilvoller wurde die Berufsrichtung. Denn ganz im letzten Stockwerk sind wir InstrumentenbauerInnen. Wir sind vier KlavierbauerInnen, zwei Blechblasinstrumentenbauer, ein Holzblasinstrumentenbauer, ein Orgelbauer, ein Gitarrenbauer und meine Wenigkeit, eine Streichinstrumentenbauerin.
Da ich ja eigentlich eine Kärntnerin bin und in die große weite Welt zuerst wegen meiner Lehre nach Graz gezogen und jetzt noch weiter weg nach Wien gekommen bin, hatte ich anfangs schon Bedenken. Aber nach ein paar Tagen des Herumirrens in Wien hat sich schnell herausgestellt, dass Wien doch auch nur ein Dorf ist und egal wie viel man umherschwirrt immer wieder an den selben Stellen vorbeikommt. Auch vor dem Heim hatte ich Bange, mit wem werde ich ins Zimmer kommen, wen trifft man alles da, werde ich beim Abendessen oder Frühstück alleine sein? Alle Sorgen wurden aber bald weggewischt, da ich beim Essen den größten Spaß mit den vielen verschiedenen Lehrlingen, die auch im Heim wohnen, habe. Der Unterricht ist auch immer sehr spannend und wir haben den Vorteil, dass wir nur drei verschiedene Lehrer haben, die uns jetzt mittlerweile schon kennen und auf unsere Bedürfnisse eingehen. Für viele von uns ist der Unterricht noch nicht so lange her. Der Altersdurchschnitt in unserer Klasse beträgt 20 Jahre. Auch sind wir laut Lehrer eine ungewöhnliche Klasse, da alle SchülerInnen ein Instrument spielen und fast alle eine Matura haben. Außerdem sind der Gitarrenbauer und ich zurzeit die einzigen Saiten-und StreichinstrumentenbauerInnen Lehrlinge in ganz Österreich. Der Praxisunterricht ist auch sehr interessant, da man sehr viel über sein Material erfährt und ausprobieren kann. Im Gegensatz zu den Theoriefächern, dort lernen wir wieder alles von Grund auf. Auch bleiben leider die Schularbeiten und Tests nicht aus.
Im Großen und Ganzen ist die Berufsschule ein guter Ort um Gleichgesinnte zu treffen und man wird gut auf das Berufsleben vorbereitet.
Text: Anna Riepl
Bilder: © Rupert Hofer