Die Kontrabass-Werkstatt Kanzian und Traunsteiner war einer jener Betriebe, die WK Wien-Präsident Walter Ruck Ende Oktober im Rahmen des Spartentags Gewerbe und Handwerk besuchte – gemeinsam mit Spartenobfrau Maria Smodics-Neumann und in konkretem Fall mit Herrn Innungsmeister KommR Wolfgang Hufnagl. In einer kleinen Werkstätte in Wien Mariahilf bauen Alex Kanzian und Fabian Traunsteiner Kontrabässe. So gut, dass sie auf lange Zeit ausgebucht sind. Wenn Fabian Traunsteiner Schnecken sticht, rückt er keinen schleimigen Kriechtieren zu Leibe. Traunsteiner ist Streich- und Saiteninstrumentebauermeister und baut mit Alex Kanzian in der Mariahilfer Hirschengasse Kontrabässe. „Schneckenstechen” nennt man das händische Schnitzen des gedrehten Instrumentenhalses. Ihre Werkstätte eröffneten die Absolventen der Hallstätter Fachschule für Musikinstrumentenbau 2012, damals als Meisterbetrieb für alle Saiteninstrumente. Zwei Jahre später folgte die Spezialisierung auf Kontrabässe. In kürzester Zeit haben sie sich damit einen exzellenten Ruf erworben.
Seit dem Vorjahr wird einer ihrer „Wiener Bässe” im Orchester der Wiener Symphoniker gespielt – ein wichtiger Erfolg. Seither sind die Auftragsbücher voll, die Werkstätte ist auf zwei Jahre ausgelastet. Ein Mitarbeiter, ebenfalls Hallstatt-Absolvent, ergänzt nun das Team. Die Empfehlung eines zufriedenen Kunden sei in ihrem Metier die einzig wirksame Werbung, betont das junge Duo. Können, Gespür und Geduld braucht es, bis eines der klingenden Meisterstücke fertig ist. „Das Holz will ja nie, was wir von ihm wollen”, schmunzelt Kanzian. Man müsse „auf das Material eingehen”. Qualität geht über alles, gearbeitet wird auf hundertstel Millimeter genau. Und das ausschließlich per Hand. Die Instrumentendeckplatte etwa wird aus zwei schweren, keilförmigen Stücken besten Fichten- oder Ahornholzes herausgehobelt – zur Gänze händisch, mit dem wenige Zentimeter großen Gitarrenhobel. Alleine das braucht rund 50 Arbeitsstunden.
So entstehen auch nur drei bis vier neue Kontrabässe pro Jahr in der Werkstätte, jeder davon rund 20.000 Euro wert. Gerne legen Kanzian und Traunsteiner ihre fachkundigen Hände auch an alte Kontrabässe. Liebevoll streicht Kanzian über ein Stück aus 1766, das – noch ohne Boden – auf seine Fertigstellung wartet. Ein Dachbodenfund, vor einigen Jahrzehnten schlecht restauriert. „Unkundige Reparateure richten oft mehr Schaden an als der Holzwurm”, seufzt Kanzian. 600 Stunden Arbeit werden in das gute Stück fließen, bis es wieder einsatzfähig ist. Neben Rundum-Restaurierungen bauen Kanzian und Traunsteiner auch Viersaiten- auf Fünfsaiten- Bässe um, was den Tonumfang nach unten erweitert. Während in der jüngeren Vergangenheit Viersaiter üblich waren, herrschte etwa in der Wiener Klassik – zur Zeit Mozarts, Haydns und Beethovens – der fünfsaitige Bass vor. So wurde damals für Fünfsaiter komponiert, und heute wolle man die Musik auch wieder genauso spielen können, sagt Traunsteiner. Ob sie selbst auch Kontrabass spielen? „Natürlich”, kommt es wie aus einem Mund. Nachsatz: „Nur als Hobby, aber mit Begeisterung.”
Infos: http://www.kontrabass-wien.at
Erika Spitaler, Auszug aus der Wiener Wirtschaft Nr. 44