Ein tiroler Reisebus voller BuchbinderInnen auf dem Weg nach Osten. Das Ziel war Oberösterreich, Ried im Innkreis und die erste Station war die Gruber Kartonagen GmbH in Ried.
Robert Gruber, der Seniorchef und Cheforganisator dieses Wochenendausfluges, führte uns gemeinsam mit seiner Tochter Theresa und seinem Sohn Eduard durch ihre beeindruckende Entwicklungs- und Produktionsstätte von Verpackungen und Werbematerial.
24 Mitarbeiter fertigen hier Schachteln, Boxen, Kassetten, Spender, Ständer, Träger ja ganze Messestände und diese, dank modernster Technik, bedruckt schon ab 1 Stück bis hunderte tausend Stück. Und dabei wirken Vater, Sohn und Tochter auch noch recht entspannt. Sie sind offensichtlich gut trainiert im Arbeitsalltag. Der Betrieb zeichnet sich aus durch hohe Flexibilität, Kosteneffizienz, Schnelligkeit und Nachhaltigkeit.
Als ich gerade überlegte wie oft wohl meine kleine Handwerksbuchbinderei in das Lager der Firma Gruber reinpassen würde, war die Gruppe schon ums Eck auf dem Weg zum Hotel Ried.
Jetzt wo wir die Gesichter dieser sympathischen Familie kennengelernt haben, werden wir leichter als zuvor, wenn schon nicht mit einem Besuch, dann wenigstens mit Verpackungs-Aufträgen den Kontakt halten – dessen bin ich mir sicher.
Aber noch waren wir vor Ort und dieser Ort sollte noch für einige Höhepunkte sorgen.
Gemeinsam spazierten wir durch Ried, einer Stadt in der man alles wunderbar zu Fuß erleben kann.
Das Restaurant, die coole Bar danach, das Irish Pub – genug Stunden um sich kennenzulernen oder neu kennenzulernen.
Robert und Karin Gruber, Theresa und Eduard Gruber, Christine Weiner, Ernst Ammering, Bernhard Mayer (Berufsschullehrer aus Wien) und 11 TirolerInnen mit Fachguppenobmann Peter Köll mischten sich ins Volk um am nächsten Morgen gereift durch die Kraft des Schlafes oder des Schottischen Whiskeys, dem nächsten Programmpunkt ins Auge zu schauen.
Wieder waren wir Gäste in einer Buchbinderei, einer besonderen Buchbinderei, geadelt durch die Anwesenheit eines großen Meisters, Prof. Ernst Ammering der uns in seinem stolzen Alter in aller Ruhe von seinem stolzen Leben erzählte. Er tat dies auf eine sehr bescheidene und selbstverständliche Art. Ein epochales Gefühl machte sich breit, nicht zuletzt durch die Vielzahl an historischen Werken, die in dieser geschichtsträchtigen Werkstatt, in Auflagen bis zu 1.000 Stück, faksimiliert wurden. Hier haben es der Vater Prof. Ernst Ammering und sein Sohn „Ernstl“ Ammering gemeinsam sehr weit gebracht. Der jüngere Ernst empfing uns am Beginn der Führung, im familieneigenen Taschengeschäft, einem feinen Laden gleich neben dem hauseigenen Papierfachgeschäft. Ein 3-Säulenmodel also, eine Trilogie wie sie einst öfter zu sehen war und wie man sie sich wünschen möcht. Wir lernten auch die Frauen der beiden Buchbinder kennen, die den Betrieb dieser Stätten durch ihre Mitarbeit möglich machten und machen.
Die Gruppe hatte sich bereits um einige Personen wie Erwin Kadanka, dem Berufsschullehrer von St. Pölten, sowie dem Ammering´schen Lehrling Thomas Tischler erweitert.
Eine Gasse entfernt, im Rathaus von Ried, so hörten wir, wartet schon der Bürgermeister – also rasch dorthin zur Preisverleihung! Der prachtvolle Rathaussaal mit seinem ehrwürdigen Ambiente verlieh unserer Versammlung einen feierlichen Charakter. Bürgermeister Albert Ortig, Christine Weiner und ich vergaben die nationalen Preise an die angereisten BuchbinderInnen:
1. Lehrjahr; SILBER: Anna Volgger; Dinkhauser Kartonagen GmbH; Hall in Tirol
1. Lehrjahr; BRONZE: Nikolina Blazevic; Dinkhauser Kartonagen GmbH; Hall in Tirol
2. Lehrjahr; SILBER: Thomas Tischler; Ammering Gesellschaft m.b.H.; Ried im Innkreis
2. Lehrjahr; BRONZE: Theresa Laimgruber; Dinkhauser Kartonagen GmbH; Hall in Tirol
2. Lehrjahr; BRONZE: Nina Haider; Studia Studentenförderungs GmbH; Innsbruck
3. Lehrjahr; GOLD: Katrin Panzl; Buchbinderei Michael Birkl; Innsbruck
3. Lehrjahr; BRONZE: Thomas Simon; Der Buchbinder Köll; Innsbruck
Die Lehrlinge bekamen nebst Ruhm und Ehre, Medaillen, echtes Geld vom Bundesministerium, den frisch präsentierten Ausstellungskatalog vom 14. IJLWB 2014 und eine Urkunde samt Urkundenmappe. Die Urkundenmappen wurden von Christine Weiner gefertigt und gesponsert und ihre Farben sind sauber auf das Farbkonzept des Wettbewerbes abgestimmt.
Als Draufgabe gab´s noch zwei Bücher von der WKO und mir, mit dem schrägen Titel: „Dieses Buch sollte mir gestatten den Konflikt in Nah-Ost zu lösen, mein Diplom zu kriegen und eine Frau zu finden“. Das Buch des Autors Sylvain Mazas beschreibt seinen Plan zum Glücklichsein und ist im Verlag Mückenschwein.de erhältlich.
Gekrönt wurde der reiche Tag mit der Kruste eines unendlich köstlichen Schweinsbratens an Innviertler Knödeln, Bratkartoffeln, in grob durchschnittenen Hälften serviertes Weißkraut, einem letzten Schluck Rieder Bier und der spaßvollen Unterhaltung mit unseren Kollegen und unseren Gastgebern.
Irgendwie sind die Oberösterreicher um ein Eckerl „gmiatlicher“ als wir Tiroler. Das schreib ich natürlich nur um beim nächsten Mal wieder so toll verpflegt zu werden ; )
Danke Robert und Karin Gruber mit Familie, Christine Weiner auch für die Idee, Marion Gruber WKO, Prof. Ernst Ammering und Sohn Ernst Ammering, Peter Köll und Peter Pfötscher von der Tiroler Landesinnung der Kunsthandwerker, dem Bürgermeister von Ried und allen Reiselustigen ohne welche die Reise ziemlich unlustig hätte sein können.
Achtung: nächster Aufenthalt: GRAZ
Termin voraussichtlich Anfang Oktober 2015
Ach ja: für alle! Wir sind kein Inzuchtverband; wir sind offen für offene Menschen und wir erweitern unseren Kreis laufend um lebendig zu bleiben, um innerhalb eines schönen Berufes in einem nicht immer schönen Arbeitsalltag, einen Austausch zu pflegen der uns das Gefühl gibt von der Welt nicht abgetrennt zu sein und das ist fein!
Bernhard Sanders