Zum fünften Male traf sich eine kleine Gruppe von Buchbindern zu einer Studienwoche und zum gemeinsamen Fachaustausch. Treffpunkt nach Pfingsten war die Buchbinderei der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz im Wienerwald. Auf Einladung von Pater Matthias Schäferhoff OCist nutzte die Gruppe die Woche für intensive theoretische und praktische Arbeit an zwei unterschiedlichen Themenkomplexen.

Christiane Kubias vom Berufsschulzentrum A. Senefelder München präsentierte die Technik der Eierschalenlacktechnik. Diese Jahrtausende alte Technik war in China und Japan schon früh hoch entwickelt. Traditionell fand und findet auch heute noch diese Lacktechnik vorzugsweise in Südostasien Anwendung. Die Lacktechnik erinnert in ihrer optischen Erscheinung an gesprungene Glasuren. Im Art déco hielt die Eierschalen-Lacktechnik auch Einzug in der Gestaltung von Bucheinbänden. In dieser Stilepoche wurden beim Dekor von Einbänden vermehrt exotische und außergewöhnliche Materialen als Intarsie, Auflage und Paneele verwendet. Vorzugsweise bei den französischen Buchbindern fand diese Technik Interesse. Christiane Kubias präsentierte, dass man durch Einfärben der Eierschalen in Kombination mit unterschiedlichen Ledern ein ansprechendes zeitgemäßes Ergebnis erzielen kann. Die durch sie gezeigten Ansätze und Lösungen stellen im Bereich der Einbanddekoration eine moderne Variante einer vergessenen Dekortechnik da.

Als zweiter stellte Marcus Janssens vom Stadtarchiv Neuss eine flexible Einbandtechnik vor, die sowohl als Pergamenteinband beziehungsweise auch als Ledereinband umgesetzt werden kann. Die vorgestellte Technik überzeugte sowohl durch ihren modernen ästhetischen Eindruck, als auch dadurch, dass sie eine äußerst flexible Variante der klassischen Technik darstellt. In einer ausführlichen Diskussion wurden die Stärken und Schwächen analysiert und im Verlauf der Woche entstanden so Einbände in unterschiedlicher Ausführung. Die ausführliche Anleitung zu dieser Technik kann als PDF-Datei bei Marcus Janssens per E-Mail angefordert werden: marcus.janssens@stadt.neuss.de.

Abgerundet wurde diese Woche durch verschiedene Besichtigung im Wienerwald und in der Wachau. Auftakt bildete die Besichtigung der historischen Bibliothek des Stifts Heiligenkreuz. Darüber hinaus führte Benediktiner Pater Mag. Franz Schubert OSB durch die in der Klausur liegende historische Bibliothek des Benediktiner-Stifts Göttweig. Frau Dr. Christine Glaßner (Österr. Akademie der Wissenschaften, Abt. Schrift und Buchwesen) gab der Gruppe einen Einblick in die Handschriftensammlung des Benediktiner-Stifts Melk und in die nichtöffentlichen Bereiche der berühmten Melker Barockbibliothek. Ebenso präsentiert sie anhand ausgewählter Exponate umfassend die neue Ausstellung zum Thema „600 Jahre Melker Reform“.

Comments are closed.